The New York Herald Newspaper, August 18, 1873, Page 3

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Vonife Muhbhach’s sweiter und dritter Brief. — Balserliche Angelegeubeiten, Bentschlands aristohratiache © § Somnver-Badeorte, Wrieu, ihe Spicthotlen und Selbfte morde, ~ cnn ortuna’s Devehrer in Teaver, Raifer Wilhelm, Ber Baiser, wie er beim Bade nud ; im Gebirge anssieht. Cifen und Sdhincfel ftarten ben greifen Selden. Bie Fioniserliche Fale bon : Russland. Meander und Wilhelm in Jugenheim. Herelidhe Entente Cordiale swifchen dem Onkel und Reffen, Graf Lehndorf’s Gilid. Der Edien Gafte Gemicer. Grinnerangen Ate vetguugenen Grocgsen, Bweite Correfyondeng der Louise Mibitbad, ‘ Ems, 26. Juli 1873. , Pri. felatt tn diejems Sabre das Felt feiner morattfdjer BWiedergebirt, und aus der aes des Keffelbrunnens fteigt e6 als gereinigte Pei a Jot St pve Paget capo — bein ble ,Splehauten” find geldloffen, und der ftelne lane Kurhinumef, von feintent felbftmir- Derifdjen Piftolen{dhuffe irgend eines vergrweifeln- ben Spieters mehr umwiltt, ladjt ber dem lieb- Neen Thal. Aber 6 geht den guten Vewohnern bon Cuts mit ihrer Redemption wie e¢ jenem ale ten Germanen Radboth ging, den die fanatifdjen | Briefter mit allen Mitten der Ueberredungstunft and d¢8 Gebetes gu einem Chriften bekelren woll- fen, w Werde ich,” fragte ev fie, ,, wenn id einft flerbe, in envem Hinunel aud) meine Vorfahren alle wiederfinden 2” wn Unmbglid,” riefen die Priefter entjest, indem fle fich ftummr betremigten ob dicfer tetserifdjen BHrage, ,unmiglid; deine Borfahren waren ja unglaubige Heiden, und fie miiffen auf alle Ewig- * eiten in der Hille brennen.” Run,” erwiderte Nadboth, ,,fo will id) denn fleber auch cin Heide bleiben. Denn id) ziehe c8 bor in der Holle mit den tapfern Sriegern itn Gener gu brennen, als in eurent Himmel mit fei- gen Prieftern mic) gu langtweilen 1“ Sptelhslle drunter und driiber. Gerade fo ergeht e6 den guten Emfern! Sie toiivden 8 aud) vorzichen nod) (tinger in der Spielhille mit waghalfigen Spielern und Aben- teurern fich gu amiifiren, als fid) mit Kurgiften pu langtocilen, die bios gefommen find um ihren * Mheumatismus weggubaden und ihe Halsieiden weggutrinten. Die Hausbefiter, die Ateliers und Reftaurants madden verdriefliche Gefidhter, denn das Gefdhaft geht diefes Sahr nidjt fo glin- pend wie fonft; viele Zimmer ftehen leer, und 8 Af nights mehr gu erbliden vow dem Heitern, ele- ganten und fafhionablen Leben der friiheren Sabre, als da Spiel nod) die reidjen Nuffen und Vuglinder, dic fdinen eleganten Franjofinnen « Bierher og, und als nod) jeder Tag feine aben- tenerliche Gefdhidhte und feine reizenden Wniife- ments hatte, Und diefe verdricilidjert Leute ver- Dammen jetst den deutfdjen Reidjstag und ercifern fich getwaltig gegen das von demielben erlaffenc Gejets, weldhes im gatjen dentidjen Neidje das > Bffentlide Hazardfpiel und die Spietfiite dee Roulette und treute et quarante abgefdjafft hat! wDiefe Herven im Reidstag declamiven immer, eine Freiheit,” fagte mic geftern ein foldjer auf- Flibverifeher Emjer Rurgaft, ,und dod) wollen fle die Meenfdjen bevormunden und ihnen nidt tinmal die Greiheit géunen, fich am Spieltijd ju ‘S amilfiver, oer aud) gu vuiniven, rwenn’s ignen Spafh macht, Man fagt immer, das dentfdje Wolk fei jeist in fein frajtiges Mannesalter einge- treten, und dod) will man e8 bevormunden und Uhm den freien Willen itber fein Thun und Laffen befdjrinter, War e& denn ndthig gum Glide ber deutfdjen Nation, dah man ihe die Spielfile « Bahn? Miemand ift dadurdh glidlider i geworden, Wer fpiclen will und es nidjt mehr an den sffent> Kidhen Spielbanten than fann, fpielt ar den heint- iden Spielbanten, die viel fdlimmer und ge- fahrlidjer find ale die dffentlidjen, weil da gar Heine Controle criftixt, RNiemand ft alfo durd) das Berbot der Spielbanten gliidtidjer geworden, ‘aber fehr Viele find dadurd ungliidtidjer gewore den. Was war Ems font! Weld’ cin Gewim- mel von intereffanten. Fremden, vow vornehmen Gavalicven aller Linder, die ihe Geld cusftreuten Pmt vollen Hinder, von besaubernden Damen, bie e@ auffingen, im ftolje Bewuftjein ihrer Damen-Sdinheit! Wie langfam, rie monoton and langtveilig wilrden die Tage Hter vergeben, woenn nidjt dev Raijer uns Wlle gerettet hatte durd) feine Gegenwart. Nach ihm fchauet Wiles, sim ihn drebht fid) Ulla. Cr ift die Sonne, weldhe Giang, Licht umd Wairme verbreitet und dev fid) Wes gurvendet!” Und er Hat Recht, der gute perdtieflidje Emer, der Kaifer Wilhelm ift wirl- Hid) die Lebenfpendende Sonne fiir Ems! Der Kaifer Wilhelm. Auf dev Morgenpromenade fragt Seder: ,,3ft der Kaifer fdjon da?” Und dann dringt fic) Blles nad) der Colonade Hit, um ihn an fehen, + oe “att jaudgte. ifuen das» ihnew: mit begeifterten’ Zuenfen und Dentonftra- tionert. are : pBillfomment- RMeifende”—, Force iin= NEW YORK HERALD, MONDAY, AUGUST 18, 1873.—TRIPLE SHEET. iY e giildlid) wenn eS ihm gelingt. Uber and’ wie cinfad) menfdlid) und gang ohne Pritenftonen bewegt fid) der Raijer hier unter dem Bublitum! Oft, gang unvermuthet, mitten im Gebdringe geht ev an Cinem vorilber, ofne Vegleitung, ohne Gefolge, gang allein, nictt leife und verftohlen feinen Betannten gu (und er er- fennt Seden wieder, mit dem er einmal gefproden) und ift fehr gufrieden, wenn ifn Niemand grit, Niemand von ihm Notiz nimmt. Sein Liebling, Graplehndory. Gewshulid aber geht, der Obrift Graf Lehn- dorf, fein Gliigel-Mdjutant neben ibn, denn mit Miemand plaudert der Raijer fo gern ais «omit dem Grafen Lehndorf, {einem Liebling! Und Niemand verdient e& aud) fo fehr der Liebling des Kaifers gu fein. Er verfteht e¢ wie Reiner fonft, den Raifer gu erheitern, gu amuftren; er ergahlt ihm die fleinen On dits des Tages, aber er hat auch Freude daran, dent tat- ferlidhen Herrin die Gelegenheit gu verfdjaffer, fic) Hiilfreid) und woblthatig gu erweifen, und ihn frenet und erquidet e8 felber, wenn er durd) feine Fiirfprade Ungliidlichen’ Hitife und Beiftand bringe fann. Graf ehndorf ift nidjt blos ein vollfommener, ritterlider Cavatier, fondern aud cin guter Menfdh, der flets bereit ift, Andern ge- fallig gu fein und einer gevedjten Sade miemals feine Giiriprade verfagt. Und der Kaifer giebt auf feine Fitrfprache mehr als auf dte irgend eines andern Heren feiner Umgebung, und hort e8 ard) gern, dak Graf Lefndorf der allgemeine Liebling ift; ia, ev if fogar ftolg auf-feinen fdjinen, ritters, lichen Udjutanten, Der Kronpring und Lehndorf nad Suez. M8 im Bahr 1869 der Kronprins nad) Egypten aur Eriffnung de8 Suez-Canals ging, da gab ihm der faiferlide Vater feinen cigenen Adjutanten, ben Grafen Lchndorf, als VBegleites mit. Vor der Reije ernannte er den Kronpringen gum Gee neral a la suite de8 Riivaffier-Regiments Kinigin Glifabeth, deffen weige Uniform mit dem golde- nen Hel mmnd dent funtelnden Bruftharnifdh, die hohe, fdlante Geftalt des Kroupringen pridjtig Heidete, und den Grafen Lchndorf befirderte er porn Major grin Obriften, bamit feiner fddnen Uniform die goldenen Ranpen an den Epautetts nicht feblten. Die beiden’ hoben, fdlanten Ge- ftalten iibervagten alle Wudern und waren die prichtigften Vertreter rifterticher Méainnlidteit, welche Deutidland gu jenen-gefter nad) Acqupten entfandte,, Aud) die Kaiferim Eugenie war gang entglidt von ber Sdinbheit. des Kronpringen von Preufen, und e8 lag nicht x ihy— — —,,boch e8 fchweigt mein Dtund!” Wber nidjt bios die Da- mer, weldje der spracdhtbollen Feften des Khedive beiwohnten, waren entzitet port der beiden Hohen und ftotjen preitGifdjen Capatieren, fondern fiber- alt, wohin fie, auf, ihren, Wanderungen tamen, entgegen. und huldigte $04. Ernmal auf der Fabre ‘jit Filvften des Liba- non fame fie durdj etn’ Dorf, defen jdmate Begfrage gwifden dew Haufern fie gu paffiren Hatten. Shre Antunft war aunoncirt, und alle mannliden Bewohner deffetben, mit oder gang ohne i -nemt Segteiter, bte Beibe'ho famen, entgegengesogen, und ttleider, waren dem Nronpringen und fei- romedar daher und fpeaingen umd fangen vor ihnen her die Dorfgaffe entlang, Droben auf den Hiufern ftanden die Frauen; ihre weifen Schleier Hatten fie gurilctgefdfagen um die Sultane des Fraulenlandes beffer fehen gu fonnen, und ploplid) ging ein frendiges Sand): jen von Dad) gu Dach; “Force Khetiv’’ jubelte 8 hevitber und Hiniiber, und die grifite Huldt- gung bradjten die Frauen den beiden fdjouen friintifdjen Rittern dar, die grbpte Huldigung, bas heift: fie ibergoffen fie fortwahrend mit Mofenwaffer. als wie ans dem Dorfe hinaus tamen, waren wir ganglid) durdnift,“ wG8 war alé ob c8 reguete, und fo fdreibt der Rrompring in dem Tagebudhe feiner damaligen Reije, und id) bedauere wahrhaft, dag die Pflidt der Digcretion mir verbietet, Shnen redjt genau und ansfilhrtich von dicfen Tagebiidern gu ersihlen; aber fie find nicht fiir die Oeffentlicjfeit beftimmt und nur in ettva fitufzig Exemplaren lithographirt und vor dem fitrftlidjen Berfaffer an Verwandte, Freunde und Verehrer verthetlt. + Dicfe Tagebitdher enthalten aber des Gnter- effanten, Geiftvollen und Pifanten fo viel, daf 8 wirtlid) gn betlagen ift, davitber und davon fdjweigen gu miiffen, 16 id) eim Bahr fpiter nad) Aegypten tam, waren dte Frauen, fowohl die européifder Damen, als aud) die Damen der Havrems, die Frauen des Kedive und anc) feine {chine blonde Todhter, die fidh jetst dent fchrwachen, halb blddfinnigen Tonffau Pajdja vermihit hat, ganz voll Berwunderung iiber dte Scinhett des deutiden Kronpringen umd feines Cavaliers, und ebenfo entgiidt aber aud) ergif{te von ihnen jeder Fellah und jeder Beduine; fo oft man fie fragt, ob fie dem dentidjen Rronpringen und den deutfdert Grafen gefehen, antworten fie mit begeiftertem Blid; “Force Khetiv! Force Khetiv!” Dem diefes Wort, weldjes fo viel bedentet ale ,,ftark und fjin,” ift der hichfte Unédruct der Berwunde- ritng bei dem agyptifdjen Botte, Kaifer und Adjutanten—,Subrofa” Nun, wenn die deuthdhen Frauen aud) nicht dem Grafen Lehndorf mit RNofenwafjer huldigen, fo thin fie’s dod gurweilen mit Rofer. Ich entfinne mich, wie einmal im diefen Winter der Kaifer . feinen Fliigel-Adjutanten, mit dent er fpagterent futher, plotslich bedentete, ex wolle mit ihm in die m@emiildegatterie’ fahven. Graf Lehndorf fab cin wentg beftitrst ans, und der Raifer gewahrte 8 und fragte, ob er irgend cine Berhinderung habe. Graf Lehndorf geftand endlich, da er, da er geglaubt fiber feine Zeit dispontren gu tinnen, feinem Gefdajtefiihrer diefe Stunde gu einer widhtigen Berhandiung beftimmt habe. So gehen Sie hin und verhandeln Sie mit ihm,” fagte det giitige Kaijer, ,und wenn Sie fertig find, fommen Sie nad) dev Gallerie, mid abjuholen.” Gine Stunde war flaum vergangen, als der General Adjutant wieder bet dem Kaijer in der Gallerie fid) einftellte, und der Graf fah fefr guiidticy, fer gufrieden aus. Dev Raifer be- mertte ¢8, und bemertte and) die allertiebfte, bujtige Rofentnospe, weldje Graf Lehndorf jeyt bet feiner Dildtehe in feinem Rnopflod) trug, Der Kaijer deutete fidyetnd darauf hin, und fei- hem fdinen General-Udjutanten, welder nicht wenig verlegen die Mugen nicderfajlug, mit bem Finger drohend, fagte ec: ,Run, das muh aud ein feltjam. poctifdjer Gejdajtemann gewefen fein, mit dem Sie sub rosa verhandelt haben.” KaifertiGhe Grofmuth. Graf Lehndorf war bis vor wenigen Jahren siemlidh genirt in feinen pecunidiven Berhaltniffen, denn er ift aus feiment reidjen Harfe, und ein gu nobler Cavatier, als dafy ev fic) viel mit Sparen und Redjuen Hitte abgeben midgen, ev ftreut das Geld gerne mit vollen Hinder aus, und ¢@ find fo Biele da, meldje e& bercitwillig anfheben, ohne eS ihm wieder gu geben! Uber alé der Kaijer von diefer , Gene” feines General-Adjutanten erfubr, evlafte er ihm fofort auf eine wabhrbhaft taiferlice Weife von devfelben, gang im Gegenfats ju {einer gewohnten Sparfanfeit, weldje eine erblide Gigenfchaft in dev Familie der Hohenjoilern ift, und tweldje dev jebige Sronpring nod) in er- Hahterem Mafe ale der Maifer befigt. Aber dies Mal verlengnete der Kaifer gang und gar dieje Sparfamteit, rwelde fic) fonft gurvciten in feinen Gejdhenten manifeftirt; er gab {einem General- Adjutanten. das Vertaufsredt bei einem Terrain in Berlin, das gur taifertidjen Privatdhatoulle ge- Horte; Graf Lehndorf taujte dies Terrain fiir u- gefihy 100,000 Thaler und verfaufte e&@ am andern Tage fiir ungefihr 500,000 Thaler, in- bem er fid) dabei nocd ein Stite Terrain ve- fervirte; um auf demfelben fiir fid) felber ein pracjtvolles Palais aufgufiihren, »BWenn da6 Haus fertig ift,” fagte der Graf nenlid) gu mir, ,dann habe id) nur nod) einen Wunfd.” wRun, und diejer Wunfd) ift?~ nDamt wilnjde id) mix einen Sohn und GErben.” H Uber,“ fagte id) ladjend, dazu gehirt denn bod, dah Sie fid) exft verheivathen, Herr Graf. Und warum thun Sie das cigentlic) nicht 2” v3a, Sie haben Necht, warum thue id) das nidt ?“ erwibderte er Ladjelnd. ,,3d) frage mid dad aud) oft, aber id) befinde mid) in dem umge- tehrten Galle wie Diejenigen, weldje nidjt hei- rathen wegen Mange! an Damenbelannt{daft, id) Habe Ucherflug daran, und die Wahl wird mir {hwer.” Loutfe Mihi bad, Raifer Wilhelw’s VGewwe: gunger, Lonife Mublbad’s dritter Grief aus Ems — Kaiferlihe VWefuhe und Plaudercien — Der deutiche und der ruffifche Raifer. Ems, den 27. Jult, 1873, Ein Evénement! Cin ungeheures Evénement! Geftern war die Kaiferin heriibergetommen aus Cobleny gum Bejude des Laiferlidjen Gemahls und 8 fand. cin gréferes Diner bei den Majefta- ten ftatt, au weldjem andy der griedifdje Gefandte in Wien, Filrft Ypfilanti, der aus Wiesbaden hichergefomnmen ift um dem Raifer feine Ehrfurdht gu Degeugen, und dex tiirtifcje Gejandte in Berlin, Ariftardhi Pajda, der vorgeftern hier angelangt ift, Einladungen erhalten Hatten. Gefdah es wegen diefer ovientalifdjen Herren, und nahm der alfjeit fo aufmertfame faiferlide Gaftgeber auf die Leidenfdaft der Siidliinder filr das duftige Kraut, weldjes Gedanten fpendet und Sorgen vertreibt,” Ritdficht, oder gefthah e8 nny, unt gu bevweifen, daf die Etiquette Hier in Ems von der Gefellfdhaft des Kaifers ausgefdloffen ift, genug— das Evénement beftand davin, dag bet diefem Diner des Kaijers nad bem Diner Cigarven um- hergereidht wurden, und bdaff man fid) diefer Cigarven wirklid) und wahrhaftig bedienen und raudhen durfte! Oh, Kintg Fatob von England, Du, welder, die Todesftrafe ausiprac gegen, jeden Vevbredher, welder 8 wagen modte, ,baé Kraut des Teufels,“ Tabat, gu raudhen, was wiirdeft Du gefagt haben, wenn Du geftern in das von Blauen Walden erfitllte faijerlidhe Tafelzimmer eingetrcten twireft, und hatteft fehen miiffen, wie in Gegenwart des faiferliden Sdhwiegervaters einer Deiner erlandten Enkelinnen den Hofherrn bas Randhen geftattet war! Wher die Hofherrn waren febr begliidt daritber und der Ratfer er- Gotste fic) fehry an ihrem freudigen Erftaunen, Das Leben des Kaifers in Ems, Der Kaifer. ift hier befidindig nv der heiterften Laune ; das augenblidlide Krinteln, weldjes ihn und aud) feinen Reidstangler verhinderte, dte Ginladung des Kaijers Frang Sojeph anjuneh- men und gun Vejdauen der Weltausftellung nad Wien gu fommen, ift gang und gar verfdwunden. Der Kaijer erfreut fid) des beften Wohfjeins und gebraudt die Brunnen- und Badelur von Ems mit fehr gutem Erfolg, madt alle Tage infeinem bequemen Civitanzug lange Pro- menaden gu Fuf und gu Wagen, md arbeitet auferdem mit demfelber nie raftendent Fleife wie in Berlin. Der Kaifer taun wahriicd) auf fid) das Wort der Bibel anwenden: ,,Wenn das Lex ben fiftlich war, fo war es voll Miihe und Ar- eit.” Ja wahriid), ,voll Miihe und Arbeit” ijt das Leber de8 Kaifers, und er ginnt fid) niemals Ruhe und Raft, ev ift ftets der ,,dienftbereite” Soldat, dev pflidjtgetvene ,,Staatebeamte,” wie Friedrid) der Grofe fid) felber nannte. Bede Stunde hat ihre Veftinmung, ihren Dienft, ihre Arbeit, und der Kaijer weidjt nidt gerne davon ab und geftattet febr felten, dag die Zerftren- ungen und Umufements die Arbeitsgeit vertitr- gen, wahrend gar oft dic Urbeit die Beit der Zer- firenungen und Umufements verliirzt, Wher ich ergiifle Shnen davon jpater cinmal, denn id) habe mix vorgenommen, Shnen Babelsberg gu fdjil- dern, und dann erzifle id) Shnen ansfiihrlidjer von dem Lcben des Kaifers, weldjes dibrigens Hicy genau fo geregelt te Wie font, Rut Fiioetfen geftattet fid) der Ratfer Her aber auch dies nur auf Begehren feines Leibarstes von Bauer, Linge res Ausruhen nad den Promenaden und Spa- slerfabrten, dod) bas Lofungs- und Lieblingswort des Raifers lautet nod) heute: ,3mmer fram!“ was er jedesinal gebietevifd) gu fic) felber fagt, tenn ex auger der Zeit vielleidt cin wenig ruben midjte. Mit bem Herzog von Edinburgh nad Sugenheim, Vorgeflern war ein folder Tag langeren Wue- ruhens, denn der Kaifer begab fid) nach Sirgen- Heim, wo die ruffiiche Raifer-Familie refidirt, und wofelbft fid) jest der Briiutigam der ruffifden RKaijerstodjter, der Herzog von Cdinburgh, befin- det. Die arme junge Groffiirftin, von welder man weif,, daf fie jiingft nod) ihrer taifertidjen Deutter weinend erflirte, fie wiirde lieber fterben, als dem Mann, welder fie licbe, entjagen, hat fid) mu dod) bequemen miiffen gu leben und einen Undern gu Hetrathen, und ebenfo hat der junge Herzog von Gdindurgh, welder friiher immer fid) ver- maf, niemals gn heirather, jegt and) feinen Ent- fchlufy aufgegeden, Mun, vielletdt hat Hter die Liebe cin Wunder gethan, und fiir Beide hat man bas Wort des Iulius Cijar angurwenden : “yeni, vidi, vici.” Der Kaifer ging hinitber sur Gratulation nad) Sugenheim. Gin Entente Cordiale, Qn lindlidjer Stille, gang sans cérémonial, ward dort das heiteve Familienfeft begangen. Man weif ja, der Raijer Wlerander liebt feinen Oheim Wilhelm wie einen Vater, und Hingt an ihn mit innighter Verehrung. Ws Katfer Weran- der fid) mod) hier befand, fah man die beiden hohe Herren ftets mit cinander in engfter Vers traulichteit, ohne irgend ein Ceremonicll, rm in Arm, beide in Civil, erfchienen fie auf der Promenade, und faft jeden Morgen begleitete RKaifer Wilhelm feinen Neffen Wlerander vom Kurhaufe nad feinem Quartier hier im Hotel 7 Bu den vier Thiirmen,” Ich bewohne jegt diefelben Zimmer, weldje dev Rafer inne. gehabt, und die er, als feine Gemahlin ihn hier befudte, wegen dex {djd- nen Ausficht ihr iberlieg, und fic) mit Meineren, befdeideneren Zimmern beqniigte. Diefe drei Binuner, weld jegt meine Wohuung bilden, waren feit langen Sabren, fdjon gu Lebseiten der Kaiferin Wlezandra, die alljahriide Wohnung der faiferlidhen Familie; man hatte fie diefes Jahr gum, WUnfenthalt des Raiferd renovirt und new auggeftattet; und der Obertellner, welder fie mir bet meiner Antunft hier gum Quartier anbot, eve gahite mix mit grofem Stolz, da nach der Ab- reife des Kaijers hunderte von Kurgiften getom- men feien, die Zimmer des Kaifers gu befehen und die Cinridjtung derfelben anjuftaunen, Sd) meinestheils ftaunte fie aud) an, aber aus einem gang anderen Grunde. Sch ftaunte fie an tweger ihrer Einfadheit. Diele Zimmer unterfdjeiden fic) in gar nidjts von den Gafthofimmern an- dever Hotels, fa fie find gum Beifpiel tange nicht fo elegant rie die Simmer des erften Stodes in Verliner Hotels exflen Ranges, oder gar in den grofien Hotels italienifcjer Grofftidte, oder des Grand Hétel de Paris. nbd dod) find diefe Bimmer eigens fix einen Kaifer, den madtigen Herefeher de6 qriften Reidjes der Erde eingeridy- tet. Sch fdjreibe Shnenhiervor dem Sdreibtifche figend, defen: fid) {don die Kaiferin Alerandra bediente, und den man um deswillen hier gelaffer hat, weil der Czar jedes Andenten an feine erhabene Mutter hodphalt und ehrt. Es it cin niedlider aber gang gewohnlidjer Damentifd) von Mahago- nyhola, das im Laufe der Jahre ficy redyt Hitb{d) duntelbraun gefirbt hat. Neben dem Sdhreibtifch an der Wand fteht eine Canfeufe mit einem fei- nen Lifddjen von Mahagony und einem gary altmobdifden Labouret davor. Wir der feyinaient Wand gu beiden Seiten der Thiire, die nach altem Styl niedrig und cinfliigelig ift, wet gewohntide Polfterftiihle. In dex cle, fdhriig geftellt, cine GStagdre mit Spiegelthitren; dann an der Wand, der Caufenfe gegenitber, ein Sopha mit rundem Life) davor; dann fommt daneben die Chive gum Sdlafzimmer und an der vierten Wand, srwifden den beiden Hohen Fenftern, als bas Elegantefte der gangen Einvidtung, ein fehr finer hoher Spie- gel mit Marmorconfole. In den Vertiefungen dex beiden Fenfter ein einer Fantenil mit fleiuem Life davor. Die Polfterbesiige aber find fo cin- fad), tie man fietaum in Hotels gweiten Ranges findet, gelbgriiner Wollendamaft; nur der Fuf- bobden iff bededtt mit einem fdjinen, neuen Britffeler Teppidh. Sonft gar teine Ziervath, tein Schnud in dicfent ,,neucingeridjteten taijer- lichen Wohm- und Empfangszimmer,” nidjt ein- mal cin Kronlendter hingt vor der mit fdweren, dicen Balten durdtheilten Dede hernieder. Dod) nein, — e8 giebt dod) cine Zierrath, etwas Ubfonderfidhes ! bas ift bie Eletne cinfamhe Glastugel auf der Confole des Spiegels, bie Glas fugel mit ben = givet_—-beMagensmwerthen Heinen Goldfifchajen darin. Das ift die cin- sige Zimmerversierung, eigens, wie bas redfelige nStubemmmlidel® beridgtct, eigens fitr den Raifer von Ruflandangefdafft! Uber das Simmer ift wenigftens grof, jehr horh, und die qranen Bapicr- tapeten mit Goldvergierung nehuten fidh fehr ftatt- li aus. Daneben fonunt das Sdjlafzimmer, ebenfalls mit {diner Tapete und hiibfdyem Tep- pid), aber fonft nur mit dem Dafe des Comfortes cingeridjtet, wie jeder Reifende ifn heut gu Tage verlangt, Das Bett, die Mubeftiitte nad) ecinander aweier Raiferinnen und etned SKaifers, und jest meine Lagerftitte, lft mid) doch cin wenig mein eignes fdjines dgyptifdes Bett mit feinen DMusquietairen in meinem Berliner Home vermiffen. Es ift ein ganz qewdhnticjes Vett, nidt einmal mit Vorhingen iiberdectt. MAnferdem im Sdlafgimmer eine Ctagdre, ein Sopha mit einem Fauteuil nebern dent runden Tifdhe, awijdhen den Fenfterpfeilern der Wajd- tijd) mit Marmorplatte, und in den Fenfterver- tiefungen givei Heine runde Dijdhe und Rohritiihle, Das ift das tniferlihe Sdlafzimmer. Daneben fommt dann eit drittes, cinfenfteriges Zimmer, in weldjent die beiden Genetal-Adjutanten des Kaifers fdlicfen und dag jest meine Todter mit ihver Vegteiterin bewohnt, Das find die ange- ftaunten und bewunderten Zimmer de8 Raijers ! Uber freilid’, Cine SHhinheit be- fiben fte, weldje ihnen doch einen bejonderen Rei; und Zau- ber verleifen,—das ift die mimndcrvolle Ausficht, welde man aus den Fenftern fiber den Garten, der das Hotel wumgiebt und auf die Hohen, fteit auffteigenden Berge Hat, welde rings vas enge Thal der Lahn begringen. Gerade meinem Fer- fter geqeuiiber ftelt cine priidwige, hohe, alte Hiingedirte, die von den fdjlanten, hodjauffteigen- den Aefien das LBftliche, lange, qriine Blatterge- webe niederhingen lift, weldes mit feinen mef- rere Meter lange Stielen mid) gemahnt an die windervollen Fudsfchrwdnge in dem Garter des Lataran, an die fogettannten “treni di Cardi- pali”', fi daf jene roth find, dod)—,,e8 ift bie- felbe Couleur, nuv it Griin,” lautet eine Berliner Redensart. Rings um den miadhtigen, diden Stamm des Vaumes fteigt eine didjte, tippige, Hohe Laube von wildem Weingerant hod) und sundurdpdringlid) wie eine Wand empor, und weit nieder fiber das dunfle Laub fallen die zarten, Langer, hellgritnen Dolden der gritnen treni di Cardinali der Hingebirfe. Es ift cin herrlicher, wahrhaft poctifdjer Unblid, der Cinem das Herz exjrenet, ob c8 and) fonft untmer und Sdymer; gu erdulden haben mag, Pring Georg von Rufland und feine Tante. Gefern, als der Prinz Georg mid) befudhte, fie fein erfter Blid auf den Cleinen Fautenil in der Fenterniidje, und feine fonft fo Hellen umd gline jendert Wugen tourden tritbe, Das war der Lieblingsplay meiner Tante, der hodfetigen Kaiserin Alexandra,” fagte ev mit dem Ausdrud fanfter Trauer; ,hier auf diejem tleinen Fantenil pflegte fie at fide, und blidte dann ftundentang himitber dort nad) ihrem, Lieblingsbaum, der Hingebirte. Sie hatte cine wahre Liebe gu diejem Baum und fie fagte: Id) habe in Peters- burg viel fhinere Gemmider, und fie find viel pridtiger cingevidhtet, aber tein Decoratenr der Welt foun mic fold) einen Baum als Ausfidht fchaffen, wie ihn der Liebe Gott da draufen hat wadjen lajfer. Arme Tante Weyandra! Mie furdhtbar hat fie oft wohl gelitter, wahrend fie hier auf dent Fautertil fag und ji jenem Baume und gut det Berger da driibe hinfdjauete !” Goh deutete in ehrfurchtsvollem Sdyweigen nur Hiniiber nach dem Bilde, weldes iiber dem SaAreibtife) an der Wand hangt, und dte cingige VYerjierung derfelben bildet, anf das grofe Photographie Portrait dev Maiferin Werandra, weldjes der Hotefvirth ats Aufmrertfamteit fiir den Kaifer angefdhafit hat, Id) tenng dag Original hicfer photographifdjen Copie, e8 befindet fid) in Sansjouci, und fteht dort, ein meifterhaft aus. gefiihrtes Aquarellbild, auf dem Seyreibtijdy des verftorbenen RKinigs Friedrid) Wilhelm IV., ein {chones, aber entjeglides Bild! Wer follte wohl glauben, daf diefes todesbleidye, leichendignticje Un- Geficht mit der tiefeingefatlenen Wangen und den grofjen, glanglofen Wugen, dicjer opf, der Hhinterwairts von einem didjten Sihleier wie von einem Leidjentud) umbiillt iff, eine Raiferin dar- ftellen foll! Ud}, aber diefe Raiferin war dod cin aries, fdpmerggequiltes Menfdjeutind, das, wie man fagt, an jener Krantheit Litt, welde Rinig Phitip IL. vow Spanien and) fo tangfam todtete. Jahre tang hatte die ftolge Raiferin den Muth, die Shmergen, welde fie erduldete und die BVerwitftungen, mit weldjen die furdtbare Rrantheit ihren armen Korper helinfuchte, gu verbergen; aber darn, als fle e8 endlich anfgab, da fah man ploplich unter der Sdhminte und den Spitzenfdpleiern, den fiinft- lien Locentonpees md den titnftlidy anfge- baufdhter Wangen cin Leidenangefidht hervor- fommen, und die blithende, gefunde, rofige Raiferin von geftert, war heute cine frante, toded- Dlaffe, gerfallene Frau. Md) fah fie vor Sahrew einmal Hier in Ems, md ich vergeffe nie jenen furdtbaren Anbli. 8 war nahe der Hinge birle, gu weldjer id) vou meinem Gihreibtifche aufjdauend, eben Hiniiberblide, Da ftand ein Heiner Srantenwagen, die Rider goldiq blitend, der Sits mit purpurrothen Atlas ausgefdjlagen, und mehr wie der Wagen eines vimifhen Triumphators, denn wie das Rubhelager eines von Krantheit befiegten Menfdjentindes war das Heine, coquette, priidjtige Gefahrte anjufdauen, Und wie id) nod) ftand und 8 anfdaute, exfdjien in der Thilve des Hotels eine feltfame Gruppe. IU der Mitte cin Franenbild, hodjgewadfen, in longwallenden, fdwarjen Gewindern, dad UAntlig ausgemergelt, tiefe, {dhwarglide Gruben in den Hohfen Wangen, die grofer Augen glang- log, die weifgen, fdimalen Lippen feft aufeinander Gepreft, vielleidjt wm einen Sdrei des Sdymer- ge8 gu unterdritden; bas iiber der gefurdten Stirne lofe gejdeitelte Haar hinterwirts von cinent didjten, oft aufammengefatteten Spiten- fcjleier verbitllt, Shr gu beiden Seiten ein paar Ruffen, tuergze, gedrungene Geftalten, trotsige, wilde, fdjeue Gelidjter, im den Miiden jedes- derfelben Hate die bleide Fran einen Arm gelegt, und fo ward fle vow ihnen vorwirts gefdoben, wahrend hinter ihe ein anderer Ruffe, eine wahre Riefengeftalt mit breiten Sdhultern und midtigen Armen dahinfdpritt. Betst, neben dem Triumph- wager ftanden fie ftill, und mum trat der Miele Heran gu dev Frau, hob fie wie ein Mind in feine Yrme empor md bettete fle dann fanft und vorfidjtiq auf den feidenen Polftern. Die beiden Ruffen legten nun die Hand arf die Riid- Tefne de8 Wagens und fchoben thn vorwirts; der Riefe ging als Lcibtrabant zur Seite, wd fo be- wegte der feltfame Zug fic) itber ben tnirfdenden gelben Sand nad) dein Gebiifdye hin. 7 Wer war das, und wer ift diefe wandcinde Leiche?” fragte id) meinen BVegleiter, und er ant- wortete miv mit feierlider Stimme: ,Das war die muiidhtighte and die fdpwiichfte, die reid)fte und, die dvinfte Frau der Welt. Das war die todess trante Kaijerin von Rugland |“ Das Bild feiner Mutter haben fie dem Raifer hier fiber dem Schreibtijd aufgehangen, und iiber dem Divan im Sdjlaf- ginmer hangt da8 photographifde Bildnift feiner Gemahlin. Sollte es den fehinen, majeftatifden Kaifer gemahnen an das Wort Sdiller’s: wDie Trene ift dod) fein leerer Wahn, Und der Menfdh foll fie itben im Leben.” Das Erhabene und das Sdine, ~ hen befuchte mid) cine fajine, geiftreide Fran, die fdjon einige Worjen vor mir in Ems gelebt, uud fie war entziidt, mid) in den Zimmern de8 RKaijers zu finden; und als fie das Bild des Kaifers fah, glitt cin leifes Ladhetn fiber ihre Lippen Hin. Ud, ev war bezanbernd, der Kaifer Alexander,” feufgte fie. ,,Und weld) ein fuftiges, elegantes Leben war c8; jebst tft Ems nur nod) der Schatten von dem was es vor vier Woden war, als dev Raifer Alexander hier war. Fett ift Ems lang: weilig nnd niicjtern, damals war es amitjant, veigend, bejaubernd! Cine Schaar der vornehm- ften, veidhften und lebensluftigften Cavatiere nm- gab ihn ; pridjtige Schiuen, funtelnd von Sritfan- ten, in fetdenen Sejleppfleidern daherraufdjend, der hichften Ariftotratie angehirig und dod) ohne alle Vorurtheile, bereit yu heiterm Sdjery und allerlei Amufements, madten das Leben anf der Promenade begauberud ; das war ein Coquettiren und Wimniifiren, ein Lachen und Sderzen itberall; Seder wollte gefallen, Seder bemiihte fic) ange- nein gu fein, Die fdjinften und liebreizendften Frauen hafdjten nad) cinem Blide des Caren und freuter fid) dod), dafi ex immer feinen ernften, ditfteren Ausdruc behielt und dai} ex and) das Leeblichfte Entgegenfommen nidjt bemerfte und beadhtete. Ach, cS ift fo felten, dah die Miuner trent find und lainger als adjt Tage fwiivment fiir dicjelbe Sdhinheit 1” Cin fiifes Geheimnif.” Und dann ergiffte fie mir fliifterud eine romantijde Gejdhidjte, die hier in Ems, im Waldesgriin in cinfamer Billa fic begeben. Bon einer Feengeftalt, die man im- mer nur vor fern und immer nur vevidjleiert gefeher, und deren Namen felbft die rujfifdjen Cavaltere nicht faunten, die miemals auf der Promenade erfdiencn, aber an deren Seite man an jedem Nadjmittag, in der fcjattigen Laube hinter ihrem Garten, die hohe impofante Geftalt eines Herrn gefehert, welder dem Rafer Weran- der, der unt de Beit niemals auf der Promenade erjdjien, gum Berivedietn ahulid) fah.~ Und biefer Herv war ciferfiidtig wie cin Tiirte und bewadhte fein Meinod mit Wrgusaugen, und begab fid) immer gany allein, ohne alles Befoige, in bie geheimnifvolle Villa ba driiben an der andern Seite der Lahn; und felbft wenn er mit ihr in den Sdhattengdngen de Gartens fiuftivan- delte, fab man die fdjlante hohe Franengeftatt immer nur gleidjam eingehiilit in eine Wolke von Spigen und Sdleiern, und immer _das Antliy nod iberjdhattet von einem grojen Fiadher, Wer dieje raithfelhafie Sdhine war, das hat Miemand erfahren, und der hohe Herr Hat das ,fiife Gebheimnifg feines Haujes,” wie der Tiirte fein geliebtes Weib nennt, fehe forgiam verborgen vor jedem neugierigen forjdjenden Blide, Ubretfe deS KRaijers von Rupe land aus Ems, Aber alle diefe Nomantit éft nun verfdpwoun den feit der Raijer von Rufland abgereijt ijt und fic) “nad Sugenheim gu feiner Gemahlin bege- ben hat. Alle die {Ahonen Ruffinnen und die vor’ nehinent ruffifdjen Cavation find dem Veijpiel ihres Herve gefolgt und abgevetft; die Billa da driiben an dev andern Seite dex Lahn fleht Lecr, und tein fiifes Gehcimmify mehr fijdtert wd faiufgt mand Lacht in den Sdhattengingen des Garten. Die Poefie hat mit dem Keifer von Rupland Eng veriafien, und muy eine feb wildjterne und unbequeme Profa haben die ruffle fcen reidhen Hercidjaften den iibrigen Badee gaften von Eins guriidgelaffen :-—bdie Theuerung, Der theuerfte Ort der Welt, Ems ift vielleicht im diefen Sommermonaten der theuerfte Ort der Welt, umd die ungehenerert Preife, welde die Hotetbefiger sur Berherrlidyung der Anwefenheit des Cyaren einfithrten, haber fie aud) nah feiner Abveife mit der qvoften Con- fequens beibehalten, Se) erlanbte mir geftern, ale id) meine Wodjenvedhuung bezahite, dent Hotelbefiter mein Erftaunen siber feine ,,mar- henbaften” Preife anszudriicen, und icy madhte ifn darauf aufmertfam, daff man in Wien felbft in den Tagen der Eroffinng der Weltausftellang weit billiger gelebt habe, wie hier in Eins, nDas glaube id) wohl,” enwiderte mix der Mann mit tragifder Miene, in Wien tonnen die Miethen anc) bitliger fein, denn der Frembden- verfehr dautert dort das ganze Jahr, wiihrend wir hier nur auf cin paar Mouate befdjrintt find, Muferdem fomme das Ungeil dazu, tweldjes ang betvoffen hat durd) die Aufhebung des Spiels, In fritheren Sahven waren wir and bittiger und founten e8 fein, denn da Hatten wir fein Zim- mer, feine Raminer Icer und unbefett, da ward uné cine Dachfammer wie ein Salon bejahlt, und man founte Mitdficjten nehimen. Die Her- ven, weldje friiher tamen unt gu fpielen und dev Frau Fortuna gu Hhuldigen, die bezahlter one gu mmurven und gu dingen Mllcs was man bon ihnen forderte, und man fonnte dann fiir die andern ehrbaren umd wirflidjen Kurgiifte billigere Preife madjen ; jest aber, wo wir nur wirllide Kurgafte und auferdem fehr “oft leere Zimmer Haben, fegt mitffen wir den Sdaden, weld das Anfhdren des Spiels wus beveitet, wieder eine bringen.” 3H gedadhte jener Worte, die ant Cage meiner Untunft ein Betannter gu mtie fagte: Wer iz dertn eigentlid) gliidlid) gerworden durd) die Wufe hebung des Spicls?” und ic) gab mix felber die Antwort : ,,Das Portmonnaie der Kurgifte tft 8 nicht!” Und mit diefer feb profaifden Reflec- tion will id) hente meinen Brief fdjliejen. Da- file exgiihle id) Shnen aber aud) das naichfte Mal bor cinent fitrftlicyen Dichter, dev fid} hier befins det, vom Pringen Georg von Prefer. LX Mihi bad. EMS. Translation of the Herald’s Ger- man Correspondence. Louise Muhlbach’s Second and Third Letters. IMPERIAL DOINGS. Deutschland’s Aristocratic Summer Breathing Place. Adieu to the Gambling Hells and Suicides. Dame Fortune’s Worshippers in Dust and Ashes. KAISER WILHELM tie Tho Emperor as Seen at the Baths and Mountain Side. Diluted Iron and Sulphur Bracing Up the Aged Victor. RUSSIA’S IMPERIAL FAMILY. Alexander and Wil- liam at Jugenheim. Delightful Entente Cordiale Be- tween Uncle and Nephew. COUNT LEHNDORE’S FORTUNE, Apartments that Have Shel- tered Noble Guests. REMINISCENCES OF THE GREAT DEPARTED Second Letter from Ems. Ems, July 26, 1873. Ems celebrates this year the sete of its moral re- generation, and rises from the waters of the Kes- selbruanen to the light of day, free of sin, for the gambling hells are closed and the clear blue sky which is over the valley is no more disturbed by the sounds of snicidal shots, which used to be the last acts of the desperate gamblers. But the good inhabitants of Ems are in about the same position with their regeneration as was the old German Radvoth, whom the fanatical priests, with all powers of persuasion and prayer, wanted to con- vert to the Christian religion, “when I die, and enter into your Heaven, shall I find all my ancestors there?” demanded he. “Impossible,” replied the priest, who hastily made the sign of the cress, apropos of this hereti- cal question, “Impossible. Your ancestors were unbelieving heathens, and must go to purgatory for all eternity.’? “Well, then,” said Radboth, “[ wonld rather re- main a heathen, for I prefer to burn in purgatory with the brave warriors than to be bored in heaven by cowardly priests.”” ‘This is exactly the same with the inhabitants of our good town of ims, They would also prefer to amuse themselves yet in the gambling hells with foolhardy gamblers and adventurers to being bored with guests who only come to take baths for their rheumatism or to drink the waters for their brons chiai ailings. Tho landiords and hotel and ress taurant keepers look peevish and discontented, for business i¢ not so brilliant as it used to be, and many apartments and rooms are tenantless, DEPARTRD GLORIES, Nothing more isto be seenof the cay, clogagt

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